Wie wirkt sich die Corona-Krise auf unser Verhalten und Empfinden aus? Als Professor für Sozialpsychologie beschäftigt sich Rolf van Dick mit Fragen wie dieser. Er leitet die Abteilung Sozialpsychologie an der Goethe-Universität Frankfurt und ist zudem deren Vizepräsident. Professor van Dick ist der Gesprächspartner in der 50. Ausgabe des Podcasts von "Hessen schafft Wissen" – einer besonderen Jubiläumsausgabe mit einem intensiven Blick auf die Herausforderungen der neuen Normalität, des Arbeitens unter Corona-Bedingungen.
Für das Verhalten von Führungskräften gibt es während der Pandemie neue Ansprüche. Die Arbeit aus dem Homeoffice ist der Regelfall. Mitarbeiter kommunizieren fast ausschließlich über virtuelle Kanäle. Die Corona-Krise "schafft sehr große Herausforderungen", schlussfolgert Professor van Dick. Denn es dürfe durch die physische Distanz keine soziale Distanz entstehen. Als Führungskraft müsse man stets die Bedürfnisse des Einzelnen sehen und vor allem Gelegenheiten zum Austausch geben. Seinen Team-Mitgliedern bot er an, wenn Konferenzen immer wieder verschoben wurden, virtuell Vorträge vorzustellen, um Feedback zu bekommen. "Und wir pflegen die virtuelle Teeküche. Das darf man nicht als verschwendete Zeit sehen, sondern als etwas, das langfristig die Arbeit nach vorne bringt", sagt Professor van Dick, der sich im Rahmen einer großen, internationalen Studie mit Fragen der "identitätsbasierten Führung" beschäftigt.
Van Dick unterstreicht im Podcast: "Führungskräfte werden umso mehr akzeptiert und unterstützt, je mehr sie für die Gruppe, die sie leiten, auch einstehen und Strukturen schaffen, sodass die Gruppe ihre Identität ausleben kann." Mitarbeiter sollten sehen können, dass die Führungskraft für etwas steht. Überall auf der Welt seien Menschen in der Lage, etwas besser mit dem Corona-Stress umzugehen, die sich positiv mit etwas identifizieren. "Man profitiert von dem Gefühl, nicht allein zu sein." Van Dick betont außerdem die Bedeutung von Lob und Kritik: "Führung in Deutschland funktioniert häufig nicht, weil Führungskräfte beides nicht in dem Ausmaß tun, in dem es wichtig wäre", sagt er. "Jeder von uns hat das Bedürfnis nach einem positiven Selbstwert. Und den bekommen wir ganz wesentlich dadurch, dass für gute Leistung gelobt wird. Das wird häufig unterschätzt."