Corona-Krise: Die neue Normalität des Arbeitens

von Thorsten Schulte

Corona-Krise: Die neue Normalität des Arbeitens

von | 4. Feb 2021 | Allgemein, Wissenschaft

Die 50. Ausgabe des „Hessen schafft Wissen“-Podcasts beschäftigt sich mit Isolation und Identitätssuche

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf unser Verhalten und Empfinden aus? Als Professor für Sozialpsychologie beschäftigt sich Rolf van Dick mit Fragen wie dieser. Er leitet die Abteilung Sozialpsychologie an der Goethe-Universität Frankfurt und ist zudem deren Vizepräsident. Professor van Dick ist der Gesprächspartner in der 50. Ausgabe des Podcasts von „Hessen schafft Wissen“ – einer besonderen Jubiläumsausgabe mit einem intensiven Blick auf die Herausforderungen der neuen Normalität, des Arbeitens unter Corona-Bedingungen.

Kultusministerin Angela Dorn lehnt sich an einen Baum.

„In unserer Podcast-Reihe möchten wir die ‚Corona-Expertise made in Hessen‘ vorstellen und zeigen, was an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Hessen alles geleistet wird.“

Angela Dorn
Hessens Wissenschaftsministerin

Für das Verhalten von Führungskräften gibt es während der Pandemie neue Ansprüche. Die Arbeit aus dem Homeoffice ist der Regelfall. Mitarbeiter kommunizieren fast ausschließlich über virtuelle Kanäle. Die Corona-Krise „schafft sehr große Herausforderungen“, schlussfolgert Professor van Dick. Denn es dürfe durch die physische Distanz keine soziale Distanz entstehen. Als Führungskraft müsse man stets die Bedürfnisse des Einzelnen sehen und vor allem Gelegenheiten zum Austausch geben. Seinen Team-Mitgliedern bot er an, wenn Konferenzen immer wieder verschoben wurden, virtuell Vorträge vorzustellen, um Feedback zu bekommen. „Und wir pflegen die virtuelle Teeküche. Das darf man nicht als verschwendete Zeit sehen, sondern als etwas, das langfristig die Arbeit nach vorne bringt“, sagt Professor van Dick, der sich im Rahmen einer großen, internationalen Studie mit Fragen der „identitätsbasierten Führung“ beschäftigt.

Van Dick unterstreicht im Podcast: „Führungskräfte werden umso mehr akzeptiert und unterstützt, je mehr sie für die Gruppe, die sie leiten, auch einstehen und Strukturen schaffen, sodass die Gruppe ihre Identität ausleben kann.“ Mitarbeiter sollten sehen können, dass die Führungskraft für etwas steht. Überall auf der Welt seien Menschen in der Lage, etwas besser mit dem Corona-Stress umzugehen, die sich positiv mit etwas identifizieren. „Man profitiert von dem Gefühl, nicht allein zu sein.“ Van Dick betont außerdem die Bedeutung von Lob und Kritik: „Führung in Deutschland funktioniert häufig nicht, weil Führungskräfte beides nicht in dem Ausmaß tun, in dem es wichtig wäre“, sagt er. „Jeder von uns hat das Bedürfnis nach einem positiven Selbstwert. Und den bekommen wir ganz wesentlich dadurch, dass für gute Leistung gelobt wird. Das wird häufig unterschätzt.“

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„Jede Folge ist ein neuer Streifzug durch die Faszination Wissenschaft“, sagt Folke Mühlhölzer, Vorsitzender der Geschäftsführung der HA Hessen Agentur GmbH, und betont: „Wir sind sehr stolz, dieses Format für das hessische Wissenschaftsministerium umsetzen zu dürfen. Der Podcast ist eine Erfolgsgeschichte. Gerade jetzt in der Corona-Zeit.“ In dem wöchentlichen Audio-Format sprechen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über ihre Fachdisziplinen, ihre Arbeit und Leidenschaft für die Wissenschaft – von Technikphilosophie bis zur Friedensforschung. Zahlreiche Menschen beobachten ein gesellschaftliches Phänomen, dass wissenschaftlich unstrittiges Wissen durch bestimmte Personengruppen oder Organisationen abgelehnt oder rundheraus geleugnet wird. Viele hessische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind angetreten, dem durch mehr Information über ihre Arbeit entgegenzutreten. Und der Podcast ist ein Format, das sie hierfür besonders gerne nutzen, da man Erkenntnisse und Zusammenhänge fundiert und spannend erklären kann. Mühlhölzer: „Interviews mit der Virologin Sandra Ciesek oder dem Spieltheoretiker Christian Rieck wurden ebenso geführt wie ein faszinierendes Gespräch mit Joybrato Mukherjee über Wissenschaftsfreiheit und Internationalisierung. So wird jeder auf dem Sofa angeregt, sich mit wichtigen aktuellen Themen zu beschäftigen und dabei gleichzeitig zu hören, wie spannend Forschung sein kann.“

Was sind beispielsweise „Bioprozesse“? Prof. Dr.-Ing. Dirk Holtmann am Fachbereich Life Science Engineering der Technischen Hochschule Mittelhessen erklärt im Podcast von „Hessen schafft Wissen“ auch für Laien, wie sich Prozesse verbessern und intensivieren lassen: „Ein Kaffeevollautomat ist ein Beispiel für eine intensivierte Apparatur. Man kann Kaffee kochen, es werden vorher die Bohnen gemahlen und hinterher macht man noch Milchschaum drauf. Der Kaffeevollautomat kombiniert diese drei Sachen, ist also ein kleinerer Apparat, als wenn Sie mehrere Geräte haben. Und das ist eine der Grundideen bei der Prozessoptimierung.“ Solche Optimierungen versucht er, auch für biotechnologische Prozesse umzusetzen. „Das ist die Idee dahinter“, so Holtmann. Aber es geht ihm auch um Paradigmenwechsel: „Was kann man ganz anders machen?“ Der Hörer kann sich mit Professor Holtmann auf eine faszinierende und kreative Suche begeben.

Den Podcast zum Download gibt es – jede Woche neu – auf Youtube, Spotify und vielen gängigen Podcast-Portalen sowie auf www.hessen-schafft-wissen.de.

HIK2020 Teaser

Was ist „Hessen schafft Wissen“?

Die Initiative des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst „Hessen schafft Wissen“, deren Geschäftsstelle bei der Hessen Agentur angesiedelt ist, macht die Leistungen hessischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen besser sichtbar. Sie stärkt den Wissenschaftsstandort und fördert die Anwerbung von wissenschaftlichem Nachwuchs sowie Fach- und Führungskräften. Zudem soll sie das Interesse junger Menschen an Wissenschaft wecken. Bereits im August 2019 startete „Hessen schafft Wissen – der Podcast“, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über ihre Fachdisziplinen, ihre Arbeit und Leidenschaft für die Wissenschaft sprechen.