Gegensätze ziehen sich an

von HA Hessen Agentur GmbH

Gegensätze ziehen sich an

von | 8. Jul 2021 | Allgemein, Kunst & Kultur, Leben, Wirtschaft

Der Zahlungsanbieter Klarna hat das Alte Telegraphenamt in Gießen gemietet und umgebaut

Telegraph office meets e-commerce. Bank meets graffiti. Bei Klarna ziehen sich Gegensätze regelrecht an – mit Erfolg. Der Zahlungsanbieter wurde 2005 in Schweden gegründet und ging 2014 den Weg nach Mittelhessen. Weil die Räume hier in Linden zu eng wurden, hat das Unternehmen mit europäischer Banklizenz das Alte Telegraphenamt in Gießen gemietet und umgebaut. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Entstanden ist ein Gebäude, das Alt und Neu vereint. Und eine Bank mit Graffiti an den Wänden. Wir haben mit Björn Rathjens (Engineering Manager) über den Standort in Hessen gesprochen.

Ein Graffiti an der Wand bei Klarna in Gießen

Der Zahlungsanbieter Klarna hat das Alte Telegraphenamt in Gießen gemietet und umgebaut.
Entstanden ist ein Gebäude, das Alt und Neu vereint. (Foto: Klarna)

Herr Rathjens, können Sie uns einen kurzen Überblick über Klarna geben?

Björn Rathjens: Gerne. Klarna ist ein schwedisches Unternehmen, das 2005 als Rechnungsanbieter gegründet wurde. Die Idee: Onlineshops den Kauf auf Rechnung ermöglichen und abnehmen. Seitdem hat sich nicht nur das Unternehmen deutlich weiterentwickelt, sondern auch die Produktpalette. Heute sind wir einer der weltweit führenden Zahlungsanbieter und eine lizenzierte Bank. Mit rund 4.000 Mitarbeiter arbeiten wir an Zahlungslösungen beim Onlinekauf und entwickeln uns zunehmend in die Richtung ein komplettes Shopping-Ökosystem anzubieten.

Nach Mittelhessen führte uns die Sofortüberweisung: Während Klarna sich in der Anfangszeit auf Schweden und die nordischen Länder als Hauptmärkte fokussiert hat, wurde zeitgleich in Butzbach in Mittelhessen die Sofortüberweisung von der Sofort GmbH erfunden und entwickelt. Im Jahr 2014 wurde dann die Sofort GmbH, die mittlerweile nach Linden in der Nähe von Gießen umgezogen war, von Klarna übernommen und ist seitdem Teil der Klarna Group.

Björn Rathjens ist Engineering Manager bei Klarna

„Generell haben wir uns für ein Konzept aus Alt und Neu entschieden und immer wieder die Geschichte des Gebäudes aufgegriffen. Während an der einen Stelle der alte Backsteinbereich freigelegt wurde, kann man in unserem Eingangsbereich und in der Küche Graffiti des bekannten Gießener Urban Art Kollektivs 3Steps bewundern. „

Björn Rathjens
Engineering Manager bei Klarna

Nach fünf Jahren in Linden in Mittelhessen haben Sie Ihren neuen Standort zehn Kilometer weiter in Gießen eingeweiht. Hierfür wurde das Telegraphenamt in ein modernes, außergewöhnliches Bürogebäude umgebaut. Können Sie uns mehr über Ihr neues Gebäude erzählen?

Björn Rathjens: Genau, unsere Räume wurden einfach zu klein, sodass ein größeres Gebäude her musste. Vor einem Jahr haben wir dann unseren neuen Standort in der Stadtmitte Gießens, direkt am Bahnhof, eingeweiht. Hierfür wurden zwei Gebäude mit einer spannenden Historie umgebaut: Die Alte Post und das Alte Telegraphenamt. Vor 80 Jahren haben hier viele Menschen händisch Leitungen umgesteckt, um Telefonanrufe zu verbinden. Daran erinnern heute noch die Schwarz-Weiß-Fotos. Die ehemalige Schalterhalle ist jetzt unser großer Meetingraum. Generell haben wir uns für ein Konzept aus Alt und Neu entschieden und immer wieder die Geschichte des Gebäudes aufgegriffen. Während an der einen Stelle der alte Backsteinbereich freigelegt wurde, kann man in unserem Eingangsbereich und in der Küche Graffitis des bekannten Gießener Urban Art Kollektivs 3Steps bewundern. Darauf sind wir besonders stolz. Ein weiteres Highlight ist auf jeden Fall auch unsere Dachterrasse mit Blick über die gesamte Region. Von hier aus kann man an klaren Tagen bis nach Marburg schauen. Und der ehemalige Dachboden lädt heute zu einer Partie Tischkicker, Dart oder Tischtennis ein. Corona-bedingt ist es momentan noch recht leer, aber wir hoffen, bald schon komplett einziehen zu können.

Welche Geschäftsfelder sitzen in Gießen und woran wird hier in Mittelhessen gearbeitet?

Björn Rathjens: Hier in Gießen arbeiten wir an der Weiterentwicklung der Sofortüberweisung – mit allen Systemen, die damit verbunden sind. Außerdem gibt es Teams für die Klarna App, die Klarna Webseite und unsere Open-Banking-Plattform. Über diese Plattform bieten wir den vom Endkunden autorisierten Kontozugriff auf 6.000 Banken in Europa an.  Außerdem arbeiten hier, wie an all unseren Standorten, viele gute Seelen im Hintergrund, die unbedingt notwendig sind. Sie kümmern sich um die interne Infrastruktur und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Momentan arbeiten rund 120 Mitarbeiter in Gießen, bis zu 300 Arbeitsplätze können wir hier auf 3.000 Quadratmetern einrichten. Wachstumspotenzial ist also vorhanden!

Foto: Klarna

Foto: Klarna

Foto: Klarna

Foto: Klarna

Welche Vorteile bietet der Standort Hessen Ihnen als internationales Unternehmen?

Björn Rathjens: Ganz klar Innovationsgeist! Diesen gab es schon 2005, als in Mittelhessen die Sofortüberweisung erfunden wurde und auch heute profitiert Klarna von einem ausgezeichneten Technik- und Engineering-Standort mit Innovationspotential. Einen riesigen Vorteil sehen wir auch in den vielen, sehr guten Hochschulen in der direkten Umgebung. Über 100 von unseren 120 Mitarbeitern in Hessen sind Software Ingenieure. Die meisten von ihnen haben an einer der nahegelegenen Hochschulen mit IT-Studiengängen studiert, zum Beispiel an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen und Friedberg, der Uni Marburg oder der Hochschule Fulda. Sehr gut ausgebildete Fachkräfte sind also schon vor Ort.

Wo verbringen Sie nach Feierabend am liebsten Ihre Zeit in Hessen? Haben Sie vielleicht einen Geheimtipp für unsere Leserinnen und Leser?

Björn Rathjens: Um ehrlich zu sein fällt es mir sehr schwer, hier nur einen Ort zu nennen. Gießen finde ich besonders charmant, da es keine Großstadt ist, aber viele Ausgehmöglichkeiten bietet. Außerdem gelangt man von hier schnell in die Natur und kann dann wählen zwischen Wandern, Fahrradfahren, Rudern oder sogar Stand-Up-Paddling auf der Lahn. Übrigens ist man auch in nur einer Stunde auf dem Vogelsberg, dem größten Vulkangebiet Mitteleuropas.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Rathjens!

Wissenswertes zum Thema

Klarna ist einer der weltweit führenden Zahlungsanbieter und eine lizenzierte Bank. Das Unternehmen, das 2005 in Schweden gegründet wurde, ermöglicht Verbrauchern schnell, einfach und sicher offene Zahlungen sofort, später oder in Raten zu begleichen. Klarna arbeitet mit über 250.000 Händlern wie H&M, Spotify, MediaMarkt, Expedia, Adidas oder Deutsche Bahn zusammen und beschäftigt aktuell über 3.500 Mitarbeiter in 17 Ländern. Im Jahr 2014 übernahm Klarna die Sofort GmbH; im Jahr 2017 erfolgte dann die Akquisition der Billpay GmbH.

Klarna ist Teil der Klarna Group.

  • Aktive Kunden: 90.000.000
  • Gesamtanzahl der aktiven Händler: 250.000
  • Anzahl der Transaktionen pro Tag: 2.000.000
  • Anzahl der Mitarbeiter: 3.500