Comic-Version des Landesmasskottchen erinnert an Corona-Regeln

Der Illustrator Raimund Frey hat für die Hessen Agentur und die Ministerien der Hessischen Landesregierung eine Comic-Version des Landesmaskottchens entworfen, um an die Corona-Regeln zu erinnern. Ihr Schöpfer konnte dabei seine große Leidenschaft einfließen lassen – auch wenn diese ansonsten vor allem Dinos gilt.

Es sind Szenen, die seit Beginn der Corona-Pandemie vertraut geworden sind – und doch muss man als Betrachter schmunzeln, wenn der flauschige Hessen-Löwe sich gründlich die Pfoten wäscht, mit einem Hula-Hoop-Reifen den Abstand von 1,5 Metern einhält oder ganz entspannt mit Laptop und Hessen-Tasse im Homeoffice arbeitet. Die Piktogramme mit der humorvollen Interpretation des hessischen Wappentiers und den verschiedenen Verhaltensregeln in der Pandemie sind ein Werk des Illustrators Raimund Frey, der sie im Auftrag der HA Hessen Agentur GmbH angefertigt hat: Sie erinnern auf den Websites, bei Veranstaltungen, auf Hinweisschildern, im hauseigenen Intranet sowie in den Ministerien der Hessischen Landesregierung mit einem Augenzwinkern an die obligatorischen Hygienevorgaben.

Der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes war bei der Umsetzung der Spagat zwischen dem ernsten Thema Corona und einer humorvollen Interpretation wichtig. Mit dem Illustrator Raimund Frey konnte die Hessen Agentur dabei den passenden Experten verpflichten: Als erfahrener Zeichner von Sachbüchern und Belletristik, Kinderbüchern und Spielen, aber auch als Illustrator für Unternehmen und Livezeichner bei Events und Meetings konnte der 39-Jährige seine ganze künstlerische Bandbreite einbringen. „Bei sympathietragenden Figuren wie dem Hessen-Löwen sind viel Fantasie und Kreativität gefragt“, sagt Raimund Frey dazu. „Gleichzeitig muss man aber aufpassen, dass das Ergebnis nicht etwa kindisch wird: Das ist ganz ähnlich wie bei Kinderbüchern, bei denen man als Zeichner die jungen Leser auch unbedingt ernst nehmen muss. Das ist also ein schmaler Grat und erfordert einiges an Planung.“

Das Ergebnis zeigt sich bei der Comicfigur des Hessen-Löwen, die neben der Werbung für die Corona-Regeln beispielsweise auch Anfahrtsskizzen und Internetauftritte illustriert: Obwohl sie süß und knuffig geworden ist, wirkt sie nicht albern. Somit kann sie auch für ernste Themen verwendet werden. Gleichzeitig hat sie einen hohen Wiedererkennungswert, weil sie recht einfach gehalten ist. „Eine solche Figur muss variabel einsetzbar und vektorisierbar sein: Sie muss sich möglichst neutral in die unterschiedlichsten Kontexte einfügen können, und man muss sie ohne Verzerrungen verkleinern und vergrößern können, je nach Verwendungszweck. Das macht die Arbeit zunächst recht aufwendig und kann durchaus einige Tage dauern, auch wenn die Figur auf den ersten Blick eher simpel aussieht. Am Ende hat man dann aber eine durchdachte Grundlage, die man schnell an neue Themen anpassen kann“, erklärt Raimund Frey.

Erschaffen wird der Hessen-Löwe an einem Grafiktablett, mit „digitaler Tinte“ in einem Grafikprogramm – das Zeichnen mit analogem Stift und Papier ist für Raimund Frey zwar immer noch eine wichtige Arbeitsmethode, die er gerade bei seinen Live-Zeichnen-Events einsetzt, doch in seinem Arbeitsalltag hat sich die digitale Variante inzwischen durchgesetzt. „Digitale Zeichenbretter bieten mir unglaublich viele Möglichkeiten: Ich kann alles ausprobieren und auch wieder Schritte zurückgehen, ohne dass ich meine Arbeit neu beginnen muss. In kürzester Zeit kann ich verschiedene Varianten durchgehen, was meine Kapazitäten deutlich erhöht“, erklärt Raimund Frey.   

Damit aus ein paar digitalen Strichen schließlich eine rein auf Fantasie beruhende Figur entsteht, sind bei Auftragsarbeiten wie dem Hessen-Löwen immer die gleichen Schritte nötig. Zunächst bespricht Raimund Frey mit seinem Auftraggeber ganz genau, was dieser als Ergebnis haben möchte: So kann der Illustrator eine Vorstellung bekommen und meist schon spontan erste Ideen entwickeln. Dann fertigt er eine grobe Skizze an, die er mit dem Kunden erneut bespricht.  Erst danach werden die Details hinzugefügt und einzelne Ideen konkretisiert. In einem letzten Schritt werden die verschiedenen Ebenen der Zeichnung angefertigt und das Werk eingefärbt. „Währenddessen stimme ich mich immer wieder mit dem Auftraggeber ab, denn auch wenn ich viele künstlerische Freiheiten habe, soll das Werk ja den Vorstellungen meines Kunden entsprechen. Das ist immer ein spannender Prozess, weil wir auf diese Weise quasi gemeinsam ein Produkt erschaffen“, sagt Raimund Frey.

Auch bei Illustrationen von Büchern und Spielsachen ist stets eine enge Abstimmung gefragt: Verlage und Hersteller haben oft ganz eigene Vorstellungen, bei denen Marketing und Verkaufserfahrungen eine wichtige Rolle spielen. Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft wiederum benötigen meist Konzeptzeichnungen, Storyboards, Schnellzeichnungen oder Grundlagen für Erklärvideos, den ganz spezifischen Ansprüchen genügen müssen. Gerade beim Event-Zeichnen auf Messen, bei Workshops oder Kongressen muss dann natürlich alles ganz schnell gehen: Während Raimund Frey den Input von Teilnehmern aufnimmt, zeichnet er live meterweise Visualisierungen. „Das ist schon eine Herausforderung, aber macht auch enorm Spaß“, sagt Raimund Frey freudestrahlend. „Zeichnen ist einfach meine liebste Beschäftigung. Im beruflichen Kontext ist es eine mental sehr fordernde Tätigkeit, aber es kann auch sehr entspannend sein, wenn ich es privat ganz nebenbei mache: Ich liebe es zum Beispiel, beim Telefonieren kleine Monster zu zeichnen, während meine Aufmerksamkeit trotzdem beim Gespräch liegt.“

So merkt man dem 39-Jährigen schnell an, was ihm seine Arbeit bedeutet. Schon im Kindergarten erschuf er mit dem Stift umfangreiche Geschichten, bewahrte sich auch in seiner Jugend seine Begeisterung für das Zeichnen und verschönerte seine Schulhefte gerne umfangreich – wenn auch nicht immer zur Freude seiner Lehrer. Nach einem Studium in Kommunikationsdesign machte er sich 2008 als Illustrator selbstständig. „Natürlich muss man als Freelancer mehr können als nur seinen eigentlichen Beruf: Auch der wirtschaftliche Aspekt der eigenen Arbeit ist da enorm wichtig. Ich habe mich deshalb von Anfang an breit aufgestellt und biete bewusst viele Bereiche an. Das hält mich gleichzeitig fit und lässt keine Langeweile aufkommen“, sagt Raimund Frey.

Einen persönlichen Schwerpunkt hat er dann aber doch: Raimund Freys Leidenschaft sind Dinosaurier. In seinem kleinen Atelier sind Wände und Regale voll mit Dino-Zeichnungen und prähistorischen Figuren. „Diese Urtiere haben mich schon als kleines Kind fasziniert und ich habe sie immer und immer wieder gezeichnet, mit all ihren Schuppen, Stacheln, Reißzähnen und Hörnern. Vor einigen Jahren wurde dann ein Verlag auf mein Portfolio aufmerksam und beauftragte mich für Dinosaurier-Illustrationen. Das war für mich ein Glücksfall“, erzählt Raimund Frey mit einem Leuchten in den Augen.

Seine Zeichnungen schmücken inzwischen unzählige Produkte der Reihe „T-Rex  World“: Spielzeug-Dinos, Ausgrabungssets, Spardosen, Tassen und natürlich Bücher tragen die Handschrift von Raimund Frey. Auch sein bislang aufwendigstes Projekt hat mit Dinosauriern zu tun: Die Kindersachbuchreihe „Lebensgroß“ zeigt Tiere in Originalgröße – und eines Tages fragte der Verlag an, ob Raimund Frey nicht die Ausgabe mit den Dinos umsetzen wolle. „Da gab es natürlich nur eine Antwort: Ja! Allerdings haben mich die Ausmaße der Urtiere dann doch ein bisschen vor Probleme gestellt. Kleine Dinos konnte ich gut in Originalgröße abbilden, aber beim Tyrannosaurus rex, der das Buchcover ziert, sieht man dann eben nur die Schnauze“, sagt Raimund Frey. „Mit diesem Projekt ist also ein Kindheitstraum von mir in Erfüllung gegangen – als Zeichner bin ich im Herzen eben manchmal heute noch ein großes Kind, das sich ganze Welten erschafft.“