Nachhaltiger Urlaub direkt vor der Haustür

von Benjamin Jungbluth

Nachhaltiger Urlaub direkt vor der Haustür

von | 20. Jul 2022 | Allgemein, Leben, Tourismus, Wirtschaft

Regionale Spezialitäten machen Auenlandhof zum Tourismus-Pionier in Oberhessen

Mit viel Einsatz und Leidenschaft hat Familie Hülsbömer einen alten Bauernhof nordöstlich von Frankfurt in einen Event-Hof samt Biergarten, Gästehaus und Hochzeitsscheune verwandelt. Speisen und Getränke kommen aus der Region und eigener Herstellung.  

Es ist eine ländliche Idylle wie aus dem Bilderbuch, die sich den Besuchern des Auenlandhofs nur etwa 40 Kilometer nordöstlich von Frankfurt präsentiert: Kräftig blühende Rosensträucher rahmen die historische Scheune des rund 350 Jahre alten Bauernhofs ein, knorrige hohe Bäume spenden wohltuenden Schatten. Direkt nebenan plätschert leise das Flüsschen Nidda, und im weitläufigen Biergarten haben es sich die ersten Gäste des Tages gemütlich gemacht. Inhaber André Hülsbömer serviert einer munteren Runde Wanderern selbst angebauten Weißwein, während seine Ehefrau Melanie im Imbisswagen ganz besondere Burger und Bratwürste anrichtet. „Unsere Nachbarin hat eine große Herde Weiderinder, die das ganze Jahr über nahezu wild auf den Nasswiesen entlang der Nidda grasen. Ab und zu schlachtet sie selbst, dann gibt es außergewöhnlich schmackhafte Burger-Pattys und Rindsbratwürste. Als kleiner Betrieb direkt nebenan profitieren wir davon natürlich auch – und unsere Nachbarin freut sich, dass wir ihr für unsere Gäste eine etwas größere Menge abkaufen können“, erklärt Melanie Hülsbömer die lokalen Versorgungsstrukturen des Auenlandhofs, während sie die saftigen Bratlinge auf dem Grill wendet.

André Hülsbömer mit einer Flasche Wein und einem Glas in der Hand.

André Hülsbömer, Inhaber des Auenlandhofs im Ranstädter Ortsteil Dauernheim. (Foto: Hessen Tourismus)

Der Event-Hof im Ranstädter Ortsteil Dauernheim ist gelebte Nachhaltigkeit im Tourismus – doch große Worte machen Melanie und André Hülsbömer darum nicht. Regionale Produkte sind für die beiden einfach eine logische Entscheidung, um ihren Gästen Frische und außergewöhnliche Arrangements anbieten zu können: Im großen Biergarten, wo ihr Wild-Imbisswagen mit regionalen Leckereien vom Grill dauerhaft Station macht. In der liebevoll und mit viel Aufwand restaurierten historischen Scheune, wo Hochzeiten und Familienfeste gefeiert werden können. Oder in der hauseigenen Destille, in der selbst angebaute Weine, Apfelweine und ein halbes Dutzend Brände aus heimischen Obstsorten verarbeitet werden. Und natürlich im Wahrzeichen des Auenlandhofes, dem bunt bemalten Hauptgebäude, in dem Gäste übernachten und Firmen Tagungen abhalten können.

„Mittlerweile haben wir wirklich ganz schön viele Standbeine“, muss André Hülsbömer schmunzeln, als er das Konzept seines Familienbetriebs erklärt. „Aber gerade diese Aufteilung ermöglicht uns wirtschaftliche Stabilität. Während der Corona-Pandemie mussten wir kreative Lösungen finden und uns breiter aufstellen: Unser Open-Air-Format ‘Biergärtnerei‘ und der Take-away-Verkauf unserer Getränke waren entsprechende Antworten. Trotzdem war es eine ziemliche Herausforderung, weil diese für den Tourismus sehr schwierige Zeit ausgerechnet in unsere Anfangsphase gefallen ist“, sagt André Hülsbömer.

Im Sommer 2019 starteten erste Teile des Betriebs, die Zeit ohne Pandemie-Einschränkungen dauerte also nur kurz. Für André Hülsbömer, der lange Jahre in führender Position in der Frankfurter Medienbranche tätig war, bleibt es dennoch die einzig richtige Entscheidung, als selbstständiger Unternehmer in den lokalen Tourismus gewechselt zu sein. „Hier in Oberhessen habe ich genau das gefunden, was wir auch unseren Gästen bieten: Ein ursprüngliches, erfüllendes Leben in ländlicher und familiärer Idylle mit ganz anderen Schwerpunkten als in der Stadt. Gleichzeitig sind wir dank der nahen A 45 schnell wieder direkt im Rhein-Main-Gebiet. Unsere Lage ist für Touristen optimal“.

Melanie Hülsbömer steht im Imbisswagen des Auenlandhofs.

Melanie Hülsbömer im Wild-Imbisswagen des Auenlandhofs. Hier gibt es regionale Leckereien vom Grill.
(Foto: Benjamin Jungbluth)

Landwirtschaft prägt die Region rund um das 1.900-Seelen-Dorf Dauernheim, entsprechend viele Quellen können die Hülsbömers für ihren Betrieb nutzen. Neben dem persönlichen Kontakt zu den Erzeugern können sie auch auf Metzger, Bäcker, Getränkehändler, Floristen und Caterer aus dem Ort und der nahen Umgebung zurückgreifen. Das unterstützt die lokale Wirtschaft und verschafft dem Auenlandhof gleichzeitig ein unverwechselbares Image. „Das kommt nicht nur bei Gästen aus Frankfurt und von weiter weg gut an, sondern auch bei den Einheimischen, die man als lokaler Unternehmer immer zuerst im Blick hat. An Feiertagen ist unser Biergarten besonders gut besucht, weil unsere Nachbarn die Möglichkeit zum gemütlichen Beisammensein in Laufweite sehr schätzen und gerne die Produkte aus ihrer Heimat genießen“, sagt Melanie Hülsbömer.

Dass Oberhessen für Besucher einiges zu bieten hat, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Der „Wetterauer Auenverbund“ entlang der Nidda ist das größte Naturschutzgebiet Hessens und kann auf zahllosen schönen Wander- und Radwegen erkundet werden. 2027 werden außerdem elf Kommunen in der Region die Landesgartenschau ausrichten. „Solche Chancen muss man als kleiner Unternehmer ergreifen und seinen Gästen mit kreativen Konzepten etwas Besonderes bieten. Das geht letztlich nur über eine gelebte Regionalität“, ist André Hülsbömer überzeugt. „Noch sind wir mit unserem Tourismus-Projekt und dem Weinbau Pioniere, aber langsam folgen uns andere Unternehmer: In diesem Jahr sind bereits zwei weitere Neu-Winzer in der vor hundert Jahren untergegangenen Weinbauregion Oberhessen an den Start gegangen.“

Der Auenlandhof im Ranstädter Ortsteil Dauernheim.

Foto: Benjamin Jungbluth

Mit viel Einsatz und Leidenschaft hat Familie Hülsbömer den alten Bauernhof in einen Event-Hof verwandelt.

Foto: Benjamin Jungbluth

Speisen und Getränke kommen aus der Region und eigener Herstellung.

Foto: Benjamin Jungbluth

Der Auenlandhof wurde vom Land Hessen gefördert.

Foto: Benjamin Jungbluth

In der hauseigenen Destille werden Weine, Apfelweine und ein halbes Dutzend Brände hergestellt.

Foto: Hessen Tourismus

In der historischen Scheune können Hochzeiten und Familienfeste gefeiert werden.

Foto: Hessen Tourismus

Ein Blick ins Gästehaus des Auenlandhofs im Ranstädter Ortsteil Dauernheim.

Foto: Hessen Tourismus

Ein Blick ins Gästehaus des Auenlandhofs im Ranstädter Ortsteil Dauernheim.

Foto: Hessen Tourismus

Aus dieser Pionier-Mentalität zogen Melanie und André Hülsbömer die Kraft, das umfangreiche Projekt in die Wirklichkeit umzusetzen. Rund zwei Jahre lang bauten sie mit viel Unterstützung von Familie, Freunden und örtlichen Handwerkern den historischen Hof um. Jeder morsche Balken und jeder abgewetzte Stein mussten begutachtet werden – schließlich sollte möglichst viel von der ursprünglichen, jahrhundertealten Bausubstanz erhalten bleiben. Die in Teilen bereits eingestürzte Scheune konnte mit Unterstützung des Entwicklungsplans für den ländlichen Raum des Landes Hessen in ein Kleinod für Feiern verwandelt werden, in dem die Gäste die Geschichte erleben können.

„Natürlich hört so ein Projekt nie wirklich auf, irgendetwas gibt es immer zu tun. Im Moment restaurieren wir den ehemaligen Bullenstall, der künftig unser Weinlager und Schauraum für Verkostungen werden soll“, sagt André Hülsbömer. Mittlerweile sind er und seine Frau in ihrem neuen Gast- und Landwirtsleben als lokale hessische Tourismus-Unternehmer angekommen und können Arbeit und Privatleben neu verbinden: „Wenn man für diesen Weg und seine Region brennt, gibt es doch kaum etwas Schöneres“, sagt André Hülsbömer und strahlt.

Herbert Lang ist Abteilungsleiter von Hessen Tourismus.

„Wir sind überzeugt, dass der Landtourismus in Hessen große Potenziale bereithält. Regionale Stärken auszuspielen und mit innovativen Konzepten neue Wege zu gehen, ist eine optimale Strategie für kleinere Tourismusbetriebe im Land.“

Herbert Lang
Abteilungsleiter Hessen Tourismus
HA Hessen Agentur GmbH

Um ihr außergewöhnliches Projekt bekannter zu machen und andere Anbieter innovativer Tourismus-Konzepte in Hessen eine Inspiration zu bieten, haben Melanie und André Hülsbömer an der Kampagne #ideengarten teilgenommen: Initiiert von Hessen Tourismus im Auftrag des Hessischen Umweltministeriums werden dort außergewöhnliche Pionier-Projekte des Landtourismus vorgestellt. „Regionale Stärken auszuspielen und mit innovativen Konzepten neue Wege zu gehen, ist eine optimale Strategie für kleinere Tourismusbetriebe im Land. So können sie sich von großen Betrieben absetzen, verschiedene Standbeine aufbauen und ihren Gästen einzigartige Erlebnisse ermöglichen“, sagt Herbert Lang, Leiter der Abteilung Hessen Tourismus der HA Hessen Agentur GmbH. „Wir sind überzeugt, dass der Landtourismus in Hessen große Potenziale bereithält. Mit dem Ideengarten schaffen wir ein Bewusstsein für die vielen Möglichkeiten, Hessens ländliche Räume mit neuen Projekten zu stärken“, so Lang. „Große Ideen entstehen oft im Kleinen – das wollen wir zeigen. Der Auenlandhof ist ein schönes Beispiel für diese Strategie und ein Wegbereiter für Projekte in ganz Hessen.“

Wissenswertes zum Thema

#ideengarten

    Im Ideengarten stellt Hessen Tourismus im Auftrag des Hessischen Umweltministeriums Hessen-Pionierinnen und Hessen-Pioniere vor, die eine zündende Idee hatten und die unterschiedlichsten Trends im Tourismus – wie Nachhaltigkeit und Regionalität – für neue Angebote nutzen. Sie stärken die regionalen Wirtschaftskreisläufe und das kulturelle und gesellschaftliche Leben vor Ort. Was sie verbindet? Sie alle lieben ihre Region und wollen sie lebendig halten.

    Abteilung Hessen Tourismus

    Hessen Tourismus ist die Destination Marketing und Management Organisation (DMMO) des Landes Hessen. Als eine Abteilung der HA Hessen Agentur GmbH übernimmt sie eine steuernde, koordinierende und impulsgebende Rolle für die Tourismuswirtschaft in Hessen. Hessen Tourismus versteht seine Arbeit als richtungsweisend für das Marketing und die Entwicklung des Tourismus im Bundesland, sie richtet sich sowohl an die Gäste als auch in starkem Maße an die Partnerinnen und Partner in den hessischen Destinationen. Grundlage ist der Strategische Marketingplan für den Tourismus in Hessen. Dieser wird in enger Abstimmung mit den Partnerinnen und Partnern im Land erarbeitet.

    Herbert Lang im Podcast „20 Minuten Hessen“ 

    Was ist eigentlich typisch hessisch? „Hessen ist spannend, weltoffen, urban und märchenhaft“, sagt Herbert Lang. In unserem Podcast mit Moderatorin Evren Gezer erklärt der Leiter der Abteilung Hessen Tourismus, wie er und sein Team Menschen für einen Urlaub in Hessen begeistern.

    Was Hessen alles zu bieten hat, erfahrt Ihr in unserer Podcast-Folge mit Herbert Lang.

    Herbert Lang steht vor einem Mikrofon

    Herbert Lang ist Leiter der Abteilung Hessen Tourismus. (Foto: Salome Roessler)