Mit praxisnahen Kniffen zu mehr Energieeffizienz

von Benjamin Jungbluth

Mit praxisnahen Kniffen zu mehr Energieeffizienz

von | 26. Okt 2023 | Allgemein, Leben, Wirtschaft, Wissenschaft

Energiegespräch für hessische Unternehmen deckt kleine und große Optimierungsmöglichkeiten auf

Mit einem Energiegespräch vor Ort unterstützt die LandesEnergieAgentur Hessen Betriebe bei ihrem Weg zu einer besseren Energieeffizienz, um das Klima zu schonen und Kosten zu sparen. Die Limburger Auto Bach Unternehmensgruppe profitiert dabei als traditionsreicher Familienbetrieb von individuellen Tipps des LEA-Experten Robert Weicht.

Es sind die vermeintlichen Kleinigkeiten, die Robert Weicht bei seinen Vor-Ort-Besuchen in hessischen Unternehmen sofort wahrnimmt, kaum dass er das Firmengelände betreten hat: Zum Beispiel brennende Lampen, obwohl draußen gerade die Sonne scheint. „Vielleicht ist der Helligkeitssensor verschmutzt, der die Lampen ausschalten sollte, und kann deshalb nicht mehr zuverlässig arbeiten“, vermutet Robert Weicht. Neben solchen ersten kleinen Schritten, die im stressigen Arbeitsalltag der Firmen schnell mal übersehen werden, gibt es in fast jedem Betrieb erstaunlich hohe Einsparpotenziale. „Und genau deshalb bin ich heute hier“, sagt Robert Weicht.

Drei Männer sitzen an einem Tisch und unterhalten sich.

Robert Weicht (Themenfeldleiter Energieeffiziente Unternehmen bei der LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH), Sebastian Bach (Geschäftsführer der Auto Bach Unternehmensgruppe in Limburg an der Lahn) sowie Marc Meissner (Auto Bach). (Foto: Benjamin Jungbluth)

 

Robert Weicht ist Themenfeldleiter Energieeffiziente Unternehmen bei der LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH, einer Tochtergesellschaft der HA Hessen Agentur GmbH. Die LEA Hessen übernimmt im Auftrag der Hessischen Landesregierung zentrale Aufgaben bei der Umsetzung der Energiewende und des Klimaschutzes im Land und unterstützt Bürgerinnen und Bürger, Kommunen und Unternehmen. Letztere können zahlreiche Angebote nutzen, um ihre Energiebilanz zu verbessern und dadurch Umwelt und Klima zu schützen, aber auch um Kosten zu senken und ihre Wettbewerbsposition zu verbessern.

Ausgangspunkt ist in den vielen Fällen ein kostenloses Energiegespräch vor Ort, auf das dann alle weiteren Schritte und Förderungen aufbauen. An diesem Vormittag hat Sebastian Bach, Geschäftsführer der Auto Bach Unternehmensgruppe in Limburg an der Lahn, die Unterstützung der LEA Hessen an seiner Seite. Seit 1930 betreibt das Familienunternehmen Autohäuser, vorwiegend in Hessen. Sebastian Bach ist die vierte Generation: Er leitet heute 530 Mitarbeiter an zehn Standorten.

Das VW-Zentrum Limburg von außen. Es stehen zwei rote Autos vor dem Gebäude.

Mit einem Energiegespräch vor Ort unterstützt die LandesEnergieAgentur Hessen Betriebe bei ihrem Weg zu einer besseren Energieeffizienz, so wie die Auto Bach Unternehmensgruppe in Limburg an der Lahn. (Foto: Benjamin Jungbluth)

Am Stammsitz in Limburg befindet sich nicht nur die Firmenleitung der Auto Bach Unternehmensgruppe, sondern auch deren großes Volkswagen Zentrum. Teile des nach und nach erweiterten Gebäudekomplexes stammen noch aus den 1960er-Jahren. Zwar wurde immer wieder investiert und umgebaut, doch die Energieeffizienz war dabei in den vergangenen Jahrzehnten eher von untergeordneter Bedeutung. „Unsere gewachsenen Strukturen sind recht komplex und wohl ganz typisch für ein Familienunternehmen. Deshalb haben wir uns bislang damit schwergetan, das Thema energetische Sanierung grundlegend anzugehen – denn bei Altbauten weiß man oft nicht, wo man anfangen soll“, sagt Sebastian Bach. „Wir wollen jetzt aber ganz konkret unseren CO2-Fußabdruck reduzieren und bewusst in das Thema investieren. Doch dafür benötigen wir die Unterstützung von unabhängigen Experten.“

Durch den TÜV Hessen erhielt die Auto Bach Unternehmensgruppe den passenden Kontakt zur LEA. Denn deren Experten beraten individuell und neutral, so dass Betriebe quasi an die Hand genommen und Schritt für Schritt durch den Prozess geleitet werden. „Dass man als Unternehmer zunächst gar nicht weiß, welche Maßnahmen oder Förderungen sinnvoll sind, ist ganz normal. Schließlich geht es um komplexe Themen, in die sich die Unternehmen im Arbeitsalltag gar nicht so detailliert einarbeiten können. Erst einmal haben sie ja ihr eigentliches Geschäft zu führen. Wichtig ist aber, dass man die Energieeffizienz angeht und sich am besten Expertise ins Haus holt“, sagt Robert Weicht von der LEA Hessen.

Das Logo der LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH.

LEA Hessen

Die LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH (LEA Hessen) übernimmt seit 2017 im Auftrag der Hessischen Landesregierung zentrale Aufgaben bei der Umsetzung der Energiewende und des Klimaschutzes. Die Angebote richten sich an hessische Bürgerinnen und Bürger, gesellschaftliche Organisationen, Kommunen und Unternehmen.

Die LEA Hessen bietet Informationen, Erstberatungen und begleitende Unterstützung bei der Auswahl und Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz, zur Energieeffizienz, zur Energieeinsparung oder zum Ausbau erneuerbarer Energien im eigenen Umfeld. Sie ist zuverlässige Partnerin, wenn es darum geht, Dritte für Aktivitäten für den Klimaschutz und die Energiewende zu gewinnen.

Die LEA Hessen versteht sich auch als Informationsplattform und bündelt dazu hessenweit Expertenwissen.

Bei dem Energiegespräch in Limburg klärt er zunächst in einem detaillierten Gespräch die Hintergründe der Auto Bach Unternehmensgruppe. Welche Energiearten werden in den verschiedenen Bereichen eingesetzt? Was sind die Hauptverbraucher von Strom, Gas und Öl? Gibt es Lastspitzen im täglichen Betrieb und wie hoch ist die Grundlast in Zeiten, in denen besonders wenig Energie benötigt wird?

Ganz nebenbei informiert sich Robert Weicht über die Mülltrennung im Unternehmen. Denn Robert Weicht hat als diplomierter Chemie-Ingenieur lange Zeit in der Abfallbranche gearbeitet, bevor er in verschiedenen Behörden und schließlich in der LEA Hessen für die Beratung von Unternehmen verantwortlich wurde. „Bei meinen Terminen kann ich deshalb mein Fachwissen auch in diesem Bereich einbringen, schließlich geht es dabei um Ressourceneffizienz. Am Ende sind das alles kleine Schritte, die der Umwelt und den Firmen selbst zugutekommen“, sagt Robert Weicht.

Zusammen mit Geschäftsführer Sebastian Bach ist der LEA-Experte inzwischen beim Rundgang durch das Verwaltungsgebäude und die Werkstätten angekommen. In den verschiedenen Heizungskellern zeigen sich die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen: Neben einzelnen modernen Geräten und Komponenten gibt es viele alte Bereiche, die nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügen. Geheizt wird mit den fossilen Energieträgern Öl und Gas, gleichzeitig geht kostbare Wärme durch ungedämmte Leitungen verloren. „Hier sollte sich ein Heizungsexperte das System komplett anschauen, denn die komplexen Strukturen benötigen sinnvoll abgestimmte Maßnahmen. Einfach so loszulegen und an irgendwelchen Stellschrauben zu drehen, wäre keine gute Lösung“, erklärt Robert Weicht – mögliche Ansprechpartner teilt er Sebastian Bach direkt im Nachgang mit.

Ein VW-Auto steht auf einer Hebebühne in einer Werkstatt.

Die Limburger Auto Bach Unternehmensgruppe will ihren CO2-Fußabdruck reduzieren und bewusst in das Thema investieren. (Foto: Benjamin Jungbluth)

Trotzdem kann der Familienunternehmer kleinere Maßnahmen auch sofort umsetzen: Mit zusätzlichen Dämmungen an den Heizungsrohren, die vom Hausmeister unkompliziert angebracht werden können. Mit smarten Thermostaten in den Büros, die den Verbrauch an die Nutzungszeiten anpassen. Und mit der Ernennung eines „Kümmerers“, der künftig dafür verantwortlich ist, dass die großen Werkstatttore in den kalten Jahreszeiten nicht zu lange offenstehen. „Es ist immer vorteilhaft, wenn jemand diesen Bereich als feste Aufgabe unter seiner Aufsicht hat und die Kompetenz übertragen bekommt, die Kollegen darauf hinzuweisen. Damit kann man – ganz ohne Investitionen – schon viel erreichen“, sagt Robert Weicht.

Auch beim Stromverbrauch hat Robert Weicht spontan Optimierungsideen. Im Gespräch mit den Mitarbeitern stellen sich die großen Druckluft-Kompressoren als einer der größten Verbraucher in der Werkstatt heraus. Wie in den meisten Betrieben werden diese auch in Limburg erst dann überprüft, wenn die Leistung merklich nachgelassen hat – bis dahin ist aber schon viel Energie aufgrund von Leckagen verloren gegangen. „Sinnvoller ist eine regelmäßige Überprüfung alle paar Monate mit einem kleinen Spezialgerät, dessen Anschaffung sich schnell amortisiert hat. Das kann ein Azubi bedienen und am Ende spart man ohne großen Aufwand Energie und Kosten“, erklärt Robert Weicht.

Mehrere Männer laufen durch eine Autowerkstatt.

Tour durch den Betrieb: Robert Weicht von der LEA Hessen (Mitte) zeigt Sebastian Bach (Geschäftsführer der Auto Bach Unternehmensgruppe), wo und wie sich Energie einsparen lässt. (Foto: Benjamin Jungbluth)

Doch die Auto Bach Unternehmensgruppe will beim Thema Strom auch in größeren Dimensionen investieren: Auf einem ihrer zehn Standorte ist bereits eine Photovoltaik-Anlage installiert, künftig sollen es noch deutlich mehr werden. Dafür hat LEA-Experte Robert Weicht einen ganz speziellen Tipp: Lokale Bürgerenergiegenossenschaften oder andere Investoren, die von Unternehmen geeignete Dachflächen pachten und für die Erzeugung von Sonnenstrom nutzen. „Dann muss man sich nicht um alles selbst kümmern und leistet trotzdem einen großen Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Robert Weicht. Auch hier vermittelt er im Nachgang Kontakte zu Initiativen vor Ort.

Es ist diese Mischung aus kleinen und großen Maßnahmen, die einen sinnvollen und in der Praxis umsetzbaren Weg zur Energieeffizienz ergibt. Zusätzlich erhalten Unternehmen nach dem Energiegespräch noch weitere individuelle Tipps und Hinweise zu Netzwerken, um direkt loslegen zu können. Für die Auto Bach Unternehmensgruppe stellt Robert Weicht beispielsweise den Kontakt zu spezialisierten LEA-Kollegen aus den Themenfeldern Mobilität, Wasserstoff und E-Mobilität her: Sie können das Familienunternehmen bei dessen Planungen für Ladeparks für E-Fahrzeuge sowie deren mögliche Förderungen beraten.

Zwei Männer unterhalten sich in einer Autowerkstatt.

Die Limburger Auto Bach Unternehmensgruppe profitiert von den individuellen Tipps des LEA-Experten Robert Weicht (l.). (Foto: Benjamin Jungbluth)

Das Treibhausgasbilanzierungs-Tool ecocockpit der LEA Hessen ermöglicht hingegen einen einfachen und niederschwelligen Zugang zur Bestimmung des CO2-Fußabdrucks der Auto Bach Unternehmensgruppe. Und von der ebenfalls von der LEA Hessen koordinierten hessischen Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke kann auch das Limburger Autohaus profitieren: In den Netzwerken tauschen sich Unternehmen aller Branchen regelmäßig zum Thema Energie aus und geben sich so zahlreiche Anregungen und Ideen.

„Das sind tolle Ansatzpunkte, um den von uns eingeschlagenen Weg zu einer besseren Energieeffizienz und letztlich zum klimaneutralen Unternehmen gehen zu können. Das Energiegespräch ordnet das Thema für uns in übersichtliche Bereiche und deckt die wichtigsten Baustellen auf. Manches war für uns völlig neu, anderes hat unsere eigenen Überlegungen aus Expertensicht bestätigt – beides hilft uns weiter, den Klimaschutz in unserem Unternehmen konkret anzugehen“, freut sich Geschäftsführer Sebastian Bach.