Juli-Motiv des „Feels like Hessen“-Kalenders von Ana Paola Paniagua

Eine bunte Grafik von Ana Paola Paniagua ziert den Juli des „Feels like Hessen“-Wandkalenders 2023. Die gebürtige Mexikanerin hat in Frankfurt eine neue Heimat gefunden und verbindet in ihren Werken beide Kulturen auf spannende Weise.

„Farben sind für mich sehr wichtig“, sagt Ana Paola Paniagua, die das Juli-Motiv des „Feels like Hessen“-Kalenders entworfen hat: Es zeigt eine junge Frau als Neuinterpretation des hessischen Löwen, die eine Krone aus knallroten Äpfeln und der leuchtend gelben Fassade des Frankfurter Rathauses trägt. Dazu lange rote Fingernägel wie Löwenkrallen und ein in Blau- und Rottönen schimmerndes Kleid mit Bembel-Ornamenten und weiteren farbenprächtigen Äpfeln. Hellgrüne Weinreben und die gelbschimmernde Sonne hinter den Konturen bekannter Gebäude aus Frankfurt, Marburg und Darmstadt umschließen diese „hessische Löwin“, die für Ana Paola Paniagua für die Wärme und Freude steht, die Hessen in den Augen der in Mexiko geborenen Künstlerin so besonders machen.

„Die bunten Farben sind ein starker künstlerischer Einfluss meiner alten Heimat, aber sie passen für mich auch sehr gut zu Hessen und meiner neuen Heimat Frankfurt. Hier gibt es eine lebendige Kunstszene, tolle Festivals und dank der Hochhaus-Skyline werden bei mir sogar Erinnerungen an Mexiko-Stadt geweckt, wo ich aufgewachsen bin. Mitten in Frankfurt kann ich aber gleichzeitig auch die Ruhe genießen, die ich für meine Arbeit brauche“, sagt Ana Paola Paniagua, während sie im schattigen Café-Garten der Liebieghaus Skulpturensammlung über ihr Leben zwischen den zwei Kontinenten erzählt.

In der pulsierenden Hauptstadt Mexikos mit ihren mehr als neun Millionen Einwohnern ging Ana Paola Paniagua zur Schule – und interessierte sich schon als kleines Kind sehr für Kunst. „Farben und Formen waren immer mein Ding. Also war mir schnell klar, dass ich Grafikdesign studieren möchte“, sagt Ana Paola Paniagua mit einem Lächeln. Vier Jahre besuchte sie die Universidad Nacional Autónoma de México, wo sie ein sehr umfangreiches Studium absolvierte.

„In Mexiko ist das Fach Grafikdesign noch breiter aufgestellt als in Deutschland, weshalb man auch alle analogen Basics lernt. Durch den Besuch zweier Kunstschulen habe ich außerdem das Restaurieren von Ölgemälden, das Malen mit Acryl und Aquarell sowie den klassischen Siebdruck erlernt. Dadurch habe ich ein Gespür für alle diese Kunstrichtungen vermittelt bekommen – und bis heute arbeite ich am liebsten zunächst ganz analog mit Stift und Papier, bevor ich meine Werke digital umsetze. Trotzdem war mir immer klar, dass ich nicht als reine Künstlerin, sondern vor allem als Grafikdesignerin arbeiten möchte.“

Dieser Wunsch erfüllte sich schon bald – und gleichzeitig veränderte sich dadurch das gesamte zukünftige Leben von Ana Paola Paniagua. Über einen Nebenjob an der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in Mexiko-Stadt konnte sie nicht nur erste praktische Erfahrungen mit Design- und Marketingaufträgen sammeln, sondern lernte auch die deutsche Sprache und Kultur kennen. „Wir haben Sprachkurse am Goethe-Institut Mexiko erhalten und natürlich im Büro viel Deutsch gesprochen, das war sehr spannend. Schließlich habe ich dort auch noch meinen späteren Mann kennengelernt, der mir seine deutsche Heimat nähergebracht hat. So wurde dieses Land mitten auf einem anderen Kontinent für mich Stück für Stück vertraut“, erzählt Ana Paola Paniagua.

Den Schritt über den Atlantik wagte die junge Mexikanerin dann für ein Jahr als Au-Pair in einer Frankfurter Familie. „Ich wurde sofort herzlich aufgenommen und habe mich in Hessen sehr wohl gefühlt. Also fiel die Entscheidung, meinen Aufenthalt in der Heimat meines Mannes zu verlängern. Inzwischen sind daraus schon sieben Jahre geworden und ich bin weiterhin sehr glücklich mit meiner Entscheidung“, sagt Ana Paola Paniagua strahlend.

Nach einer Ausbildung zur Mediengestalterin in Digital und Print in einer Wiesbadener Agentur machte sie sich selbstständig und ist heute als Freelancerin für zahlreiche Illustrations- und kooperative Projekte unterwegs. Dabei hat sie weiterhin enge Kontakte nach Mexiko, wo sie mit Freunden digital zusammenarbeiten kann. „Diese Verbindung der zwei Kontinente und Kulturen ist für mich ein großer Vorteil, denn daraus entstehen ganz neue Stärken und Perspektiven. Das habe ich bei meinem Motiv für den ‚Feels like Hessen‘– Kalender versucht auszudrücken: Eine moderne und der Welt zugewandte ‚hessische Löwin‘, die mit ihren leuchtenden Farben die hessische Lebenslust verkörpert und erweitert. Zusammen mit den anderen Gewinnermotiven ergibt sich dadurch ein toller Blick auf die vielfältige Kulturlandschaft in Hessen“, sagt Ana Paola Paniagua, während sie am Mainufer vor der Kulisse der Frankfurter Hochhäuser für das Gewinnershooting posiert. „Und es ist schön, dass diese Kunst in Hessen so unterstützt wird. Dadurch erhalten auch kleinere Projekte Aufmerksamkeit.“

Trotz der Liebe zu ihrer neuen Heimat zieht es Ana Paola Paniagua einmal im Jahr für ein bis zwei Monate nach Mexiko. Dann taucht sie wieder ein in die dichtbevölkerte Neun-Millionen-Metropole ihrer Kindheit und Jugend, saugt die bunten Farben und typischen Formen auf und trifft sich mit alten Freunden und ihrer Familie. „Aber wenn ich wieder zurückkomme und beim Anflug auf Frankfurt die grünen Wälder und Felder sehe, freue ich mich auf diese neue Seite meines Lebens. Dann nehme ich Stift und Papier, fahre zum Museumsufer und setze mich auf die schattige Caféterrasse im Liebighaus, um mitten in der Großstadt ganz in Ruhe in meiner Arbeit zu versinken.“