Eine neue Dimension der Spezial-Logistik in Nordhessen

von Benjamin Jungbluth

Eine neue Dimension der Spezial-Logistik in Nordhessen

von | 25. Okt 2022 | Allgemein, Wirtschaft

RS Components hat sein Distributionszentrum in Bad Hersfeld auf 37.000 Quadratmeter ausgebaut

Der britische Konzern RS Group zieht Konsequenzen aus dem Brexit und hat sein Distributionszentrum in Bad Hersfeld massiv ausgebaut. Dank hochmoderner Systeme beliefert der Konzern nun Kunden in ganz Europa effizient und nachhaltig aus Hessen. Bei einem Besuch von HTAI-Geschäftsführer Dr. Rainer Waldschmidt und Vertretenden des Netzwerks der hessischen Wirtschaftsförderung wurde außerdem eine noch engere Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen angestoßen.

Im Sekundentakt sausen unzählige graue Kunststoffwannen über kilometerlange Förderbänder, die sich wie Achterbahnen durch die weitläufigen Hallen des 37.000 Quadratmeter großen Logistikzentrums ziehen. Computergestützt transportieren die Shuttles kleinste elektronische Bauteile, spezielle Werkzeuge oder auch ganze Maschinenteile – in kürzester Zeit geht es vom riesigen Lagerbereich zu den Mitarbeitenden an ihren Verpackungsstationen. Per Touchpad und Scanner bearbeiten die Fachkräfte die jeweilige Bestellung, wobei ihnen ein Lichtstrahl genau anzeigt, welche Produkte sie aus dem Shuttle entnehmen müssen. Das auf diese Weise besonders schnell gepackte Paket geht schließlich noch einmal per Förderband auf eine kurze Fahrt, um vollautomatisch verschlossen und etikettiert zu werden – dann ist es bereit für seinen Weg zum Kunden, der irgendwo in Europa sitzt und vom jüngst erweiterten Distributionszentrum Bad Hersfeld des britischen Unternehmens RS Group zentral beliefert wird.

„Mit der Erweiterung in Bad Hersfeld haben wir ganz bewusst in die Zukunft unseres Standorts, unseres Unternehmens und der Region Nordhessen investiert. Unsere Lagerfläche hat sich dadurch mehr als verdoppelt, unsere Kapazität sogar verdreifacht. Außerdem sorgt unser vollautomatisiertes Lagersystem mit seinen 300.000 Aufbewahrungswannen für eine noch effizientere Bearbeitung der Bestellungen, damit unsere Kunden noch schneller beliefert werden können. In einem neuen Stockwerk wurde zudem ein zertifizierter ESD-Bereich eingerichtet. ESD steht für ‚electrostatic discharge‘ – hier lagernde empfindlichste elektronische Bauteile sind vor elektrostatischer Entladung besonders geschützt.  Außerdem ist für unsere rund 350 Mitarbeitenden ein hochattraktives Arbeitsumfeld entstanden, das gleichzeitig neue Maßstäbe im Bereich der Nachhaltigkeit setzt“, erklärt Ralf Hellwig, Managing Director DACH – RS Group und zuständig für das Geschäft des britischen Konzerns in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Jonas Winkler (Themenfeldleiter Standortmarketing & Investorenberatung HTAI), Frank Behrens (PR-Manager RS Components), Sven Reuss (Managing Director RS), Dr. Rainer Waldschmidt (HTAI-Geschäftsführer), Kai-Georg Bachmann (Regionalmanagement Nordhessen) und Bernd Rudolph (Wirtschaftsförderung Hersfeld-Rotenburg).

Unser Bild zeigt (v.l.n.r.): Jonas Winkler (Themenfeldleiter Standortmarketing & Investorenberatung HTAI), Frank Behrens (PR-Manager RS Components), Sven Reuss (Managing Director RS), Dr. Rainer Waldschmidt (HTAI-Geschäftsführer), Kai-Georg Bachmann (Regionalmanagement Nordhessen) und Bernd Rudolph (Wirtschaftsförderung Hersfeld-Rotenburg). (Foto: Benjamin Jungbluth)

Ralf Hellwig begrüßt an diesem Tag besondere Besucher im Logistikzentrum: Gleich drei hessische Wirtschaftsförderer besichtigen das Leuchtturmprojekt in Bad Hersfeld. Neben Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der landeseigenen Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI), sind auch Kai-Georg Bachmann, Geschäftsführer des Regionalmanagements Nordhessen, und Bernd Rudolph, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg, dabei. Zusammen bilden sie die umfassende Unterstützung für Unternehmen in Hessen ab: Zentral auf Landesebene, aber auch lokal in der Region und direkt vor Ort. „Mit innovativen und hochmodernen Systemen hat die RS Group als global tätiges Unternehmen sein technologisch leistungsfähigstes Distributionszentrum in Bad Hersfeld errichtet und zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Damit zeigt RS Group eindrucksvoll, welchen Stellenwert Hessen bei internationalen Investoren hat. Diese Ambitionen unterstützen wir gerne mit unseren vielfältigen Netzwerken und Kontakten“, betont HTAI-Geschäftsführer Dr. Waldschmidt beim Rundgang.

Seit 20 Jahren betreibt RS Group seinen Standort in Nordhessen. Dass das Unternehmen ihn jetzt derart ausgebaut hat, liegt zum einen an der zentralen Lage. War Bad Hersfeld bis zum Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung ein abgelegener Grenzort zur DDR, wandelte sich die Situation ab 1990 grundlegend: Seitdem ist die Lage mitten in Deutschland und Europa ideal für die Logistikbranche. Dank einer optimalen Anbindung an das Autobahnnetz haben zahlreiche Unternehmen hier zentrale Hubs eingerichtet. „Dadurch können wir in der Region auf ausgebildete Fachkräfte zugreifen. Und unsere Sendungen werden auch noch spätabends von den Transportdienstleistern mitgenommen, so dass sie meist schon am nächsten Tag bei unseren Kunden ankommen“, erklärt Sven Reuss, Managing Director des Standorts. Auch der Brexit hat zur weiteren Stärkung des nordhessischen Distributionszentrums beigetragen. „Bislang hat unser britischer Mutterkonzern viele Produkte in Großbritannien eingelagert, um sie dann innerhalb der EU zu versenden. Doch durch die neue harte Zollgrenze ist dieses Verfahren inzwischen unwirtschaftlich geworden. Deshalb haben wir Bad Hersfeld zu unserem größten und zentralen Standort in Kontinentaleuropa ausgebaut“, sagt Managing Director Sven Reuss.

Dabei ist Zuverlässigkeit für RS Group ein ganz entscheidendes Kriterium: Als Spezialist und Zulieferer für zahlreiche Industriezweige sorgt das Unternehmen für den reibungslosen Betrieb in vielen anderen Unternehmen in Europa und weltweit. „RS Group ist ein klassischer ‚Enabler‘ unserer Wirtschaft, denn durch die schnelle Lieferung von Ersatzteilen stellt das Unternehmen sicher, dass andere Branchen auch in Krisenzeiten produzieren können. Manchmal führt ja schon der Ausfall eines Kleinstteils zum Ausfall einer kompletten Fertigung und zu sehr hohen Folgekosten – deshalb ist ein zentraler und hocheffizienter Standort des Logistikzentrums nicht nur für RS Group selbst, sondern auch für ganze Wirtschaftszweige von enormer Bedeutung“, so Waldschmidt.

Das Distributionszentrum der RS Group in Bad Hersfeld

Foto: RS Group

Das Distributionszentrum der RS Group in Bad Hersfeld

Foto: Benjamin Jungbluth

Das Distributionszentrum der RS Group in Bad Hersfeld

Foto: Benjamin Jungbluth

Das Distributionszentrum der RS Group in Bad Hersfeld

Foto: RS Group

Das Distributionszentrum der RS Group in Bad Hersfeld

Foto: Benjamin Jungbluth

Das Distributionszentrum der RS Group in Bad Hersfeld

Foto: Benjamin Jungbluth

Das Distributionszentrum der RS Group in Bad Hersfeld

Foto: RS Group

Das Distributionszentrum der RS Group in Bad Hersfeld

Foto: Benjamin Jungbluth

Das Distributionszentrum der RS Group in Bad Hersfeld

Foto: Benjamin Jungbluth

Zur Effizienzsteigerung des neuen Distributionszentrums trägt das grundlegend geänderte Betriebskonzept bei: Bislang mussten die Mitarbeitenden die Waren in den weitläufigen Regalen und Gängen mühsam zusammensuchen. Mit dem neuen „Ware zur Person“-Betrieb samt Förderbändern und autonomen Shuttlen sind die Arbeitsbelastungen erheblich reduziert worden. Da außerdem ein Großteil des Lagerbestands aus Kleinteilen besteht, ist die Arbeit bei RS Components körperlich weniger anstrengend als in der Branche üblich. „Als spezialisierter B2B-Anbieter haben wir auch keine so starken saisonalen Schwankungen wie andere Logistikunternehmen. Das verteilt den Arbeitsaufwand gleichmäßiger und ist ein großer Vorteil für unsere Angestellten. Außerdem bieten wir langfristige Perspektiven und bilden unsere Mitarbeiter umfassend weiter. Entsprechend gering ist die Fluktuation bei uns: Mit lediglich zwei bis drei Prozent sind wir in der Branche ein Vorreiter“, erläutert Sven Reuss.

Für die regionalen hessischen Wirtschaftsförderer ergeben sich daraus bei ihrem Rundgang ideale Anknüpfungspunkte: Die Technische Hochschule Mittelhessen ist in Bad Hersfeld mit einem Campus vertreten und bietet zahlreiche technische Bachelor- und Master-Studiengänge an. „Den Kontakt vermitteln wir gerne – schließlich sind Investitionen in die eigenen Mitarbeiter immer auch eine Investition in den Standort“, so Bernd Rudolph. Und Kai-Georg Bachmann macht den Logistikspezialisten auf eine weitere potenzielle Zusammenarbeit mit Akteuren vor Ort aufmerksam: Das Netzwerk MoWiN.net und das Cluster Mobilität bilden die regionale Plattform für Kooperation und Innovation in der nordhessischen Mobilitätswirtschaft. „Dabei geht es um die Entwicklung und das Management von konkreten Projekten, aber auch um die Beratung zu Förderungen und das Ausrichten von Veranstaltungen“, sagt Bachmann. Beide Kooperationsangebote stoßen bei RS Group auf großes Interesse: „Wir sind dankbar für eine solche Unterstützung und auch sehr an weiteren Möglichkeiten für die Weiterbildung unserer Angestellten interessiert“, betont Sven Reuss.     

Die sozialen Faktoren für die Mitarbeiter sind gleichzeitig eine der drei Nachhaltigkeitssäulen von RS Group. Während die langfristige Ausrichtung auf einen zukunftssicheren Standort die zweite, ökonomische Säule bildet, sind ökologische Aspekte der dritte und besonders umfassende Bereich. Bereits die Fokussierung auf den zentralen Standort in Nordhessen führt zu erheblich geringeren Transportwegen, was die CO2-Emmissionen signifikant reduziert. Eine 6.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach des Neubaus deckt außerdem rund 25 Prozent des eigenen Strombedarfs. Für den Rest bezieht RS Group grünen Strom aus nachhaltiger Windkraft. Eine Wärmepumpe produziert zusätzlich bis zu 40 Prozent des Wärmebedarfs auf klimafreundliche Weise.

„Diese Bereiche wollen wir künftig noch deutlich ausbauen. Wir achten aber auch auf viele kleine Bausteine, die zusammen etwas bewirken, und haben beispielsweise mit dem örtlichen Naturschutzbund Bäume gepflanzt und Blumenwiesen angelegt. Alle diese Anstrengungen bringen uns ein Stück weiter auf dem Weg, als Gesamtunternehmen bis 2030 vollständig klimaneutral zu sein“, erklärt Sven Reuss. „Zusammen mit der Möglichkeit, in der Region Nordhessen noch weiter zu wachsen und uns an zukünftige Entwicklungen anpassen zu können, gibt uns das als globales Unternehmen eine sichere Perspektive. Deshalb ist dieser Standort für uns ideal.“   

Über RS Group

RS ist eine Handelsmarke der RS Group plc (ehemals Electrocomponents plc), einem führenden globalen Omni-Channel Anbieter von industriellen Produkt- und Servicelösungen, für Entwickler, Konstrukteure, Hersteller und Instandhalter von sicheren und nachhaltigen Industrieanlagen und -betrieben. RS liefert mehr als 700.000 Industrie- und Elektronikprodukte von über 2.500 führenden Lieferanten und bietet über 1,2 Millionen Industriekunden eine breite Palette von Produkt- und Servicelösungen. Mit Niederlassungen in 32 Ländern bietet RS das Sortiment über verschiedene Kanäle an und bringt täglich mehr als 60.000 Pakete auf den Weg.

RS unterstützt Kunden über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg, sei es durch Innovation und technischen Support in der Entwicklungsphase oder durch die Verkürzung der Markteinführungszeit und Produktivitätssteigerungen bei der Herstellung. Außerdem trägt RS zur Reduzierung der Einkaufskosten sowie zur Optimierung des Lagerbestands in der Wartungsphase bei. RS bietet den Kunden darüber hinaus maßgeschneiderte Produkt- und Serviceangebote.

RS Group plc ist an der Londoner Börse unter dem Kürzel RS1 notiert. Im vergangenen Geschäftsjahr, das zum 31. März 2022 endete, wies die Gruppe einen Jahresumsatz von 2.554 Millionen Pfund Sterling auf.